Restaurative Justiz für Opfer

Wie kann RJ Opfern helfen?

Viele Opfer fühlen sich vom Strafrechtssystem ausgeschlossen. Die Restaurative Justiz stellt Menschen, die Opfer einer Straftat geworden sind, in den Mittelpunkt und gibt ihnen eine Stimme. Die meisten Opfer empfinden restaurative Prozesse als hilfreich, um das Erlebte zu verarbeiten und im Leben weiterzukommen.

In restaurativen Prozessen haben Opfer die Möglichkeit:

  • ihre Geschichte zu erzählen
  • ihre Gefühle auszudrücken
  • ihre vielen Fragen und Ängste im Zusammenhang mit der Straftat zu äussern
  • der tatverantwortlichen Person die Auswirkungen der Straftat auf ihr Leben und gegebenenfalls auf das Leben ihrer Angehörigen bewusst zu machen
  • die durch die Straftat entstanden Bedürfnisse ausdrücken.

Wie sieht ein restaurativer Prozess aus?

“Ich war erleichtert, dass ich den Dialog führen konnte. Ich leide nicht mehr unter ständigen negativen Gedankenmustern.“

Betroffene

  • Sicher

Die Restaurative Justiz bietet Beteiligten einen sicheren und respektvollen Rahmen, um die Straftat und deren Folgen zu verarbeiten.

  • Trauma-informiert

Alle Prozesse folgen den Grundsätzen einer Trauma-informierten Praxis – dazu gehören Sicherheit, Vertrauen, Wahlfreiheit, Zusammenarbeit und Ermächtigung. Ziel ist es, allen Teilnehmenden einen geschützten und unterstützenden Rahmen zu bieten.

  • Gut vorbereitet

Die Vorbereitung der Beteiligten hängt von der individuellen Situation, den jeweiligen Bedürfnissen und der Schwere der Straftat ab. Sie kann mehrere Wochen oder Monate dauern, um sicherzustellen, dass alle mit der notwendigen Sorgfalt vorbereitet sind und den Prozess möglichst ohne Angst beginnen können.

  • Flexibel

Die Restaurative Justiz bietet flexible Prozesse, die auf die individuellen Bedürfnisse und Lebensumstände der Beteiligten abgestimmt sind.

  • Freiwillig

Die Teilnahme an restaurativen Prozessen ist jederzeit freiwillig. Sie können unterbrochen, angepasst oder beendet werden, wenn es erforderlich ist.

  • Für welche Straftaten ist die Restaurative Justiz geeignet?

Die Restaurative Justiz kann nach jeder Art von Straftat hilfreich sein, darunter Einbruch, Raub, Körperverletzung, Sexualstraftaten, Mord an einer nahestehenden Person, Erpressung, Hassverbrechen und viele weitere.

  • Wer leitet diese Prozesse?

Es ist entscheidend, dass jeder restaurative Prozess von einer Fachperson geleitet wird, die eine umfassende Ausbildung in Restaurativer Justiz absolviert hat. Die Aufgabe der Praktiker/innen besteht darin, die Teilnehmenden in jeder Phase zu begleiten und einen sicheren, respektvollen und fairen Ablauf zu gewährleisten.

  • Ist es hilfreich, eine Vertrauensperson mitzubringen?

Es kann hilfreich sein, wenn beide Parteien eine Vertrauensperson an ihrer Seite haben. Häufig handelt es sich dabei um Familienangehörige oder enge Freundinnen und Freunde, die ebenfalls betroffen sind und daher selbst von einem restaurativen Prozess profitieren können. Ebenso können therapeutische Fachkräfte teilnehmen.

  • Welche Kosten entstehen für die Teilnahme an diesen Prozessen?

Das Forum setzt sich dafür ein, dass die hier genannten restaurativen Prozesse jederzeit für Betroffene zugänglich sind. Diese Leistungen werden kostenlos angeboten.

Welche restaurativen Prozesse stehen Betroffenen zur Verfügung?

  • Opfer-Täter-Dialoge
  • Restaurative Konferenzen
  • Circles
  • Restaurative Dialoge

Das Swiss RJ Forum bietet eine Vielzahl restaurativer Prozesse an, die individuell an jede Situation angepasst werden können.

Einige dieser Prozesse beinhalten ein direktes Gespräch zwischen der betroffenen Person und der verantwortlichen Person. Andere ermöglichen indirekte Dialoge oder beziehen eine grössere Gruppe von Personen ein.

Weitere Details zu den einzelnen Prozessen finden Sie unten.

OPFER-TÄTER DIALOGE

OPFER-TÄTER DIALOGE

Opfer-Täter-Dialoge bezeichnen einen Prozess zwischen direkt betroffenen Opfern und Tatverantwortlichen. Weitere Details zu den verschiedenen möglichen Abläufen finden Sie unten.

  • Ort: Sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Gefängnisses.
  • Teilnehmende: Direkt betroffene Opfer und Tatverantwortliche. Zum Beispiel würde es sich bei einem Überfall um folgende Personen handeln: Person A, die die Tat begangen hat, und Person B, die von Person A überfallen wurde.
  • Direkter Dialog: Es besteht die Möglichkeit eines direkten Gesprächs, bei dem sich die betroffene Person und die verantwortliche Person persönlich treffen.
  • Indirekter Dialog: Alternativ können auch indirekte Kommunikationsformen genutzt werden, wie Briefe, Videobotschaften, Telefonate oder Nachrichten, die über die Praktiker/innen weitergeleitet werden.
  • Über eine Vertrauensperson: Falls eine betroffene Person nicht selbst am Prozess teilnehmen möchte, kann sie sich von einer nahestehenden Person vertreten lassen.

Vor einem Dialog führen die RJ Praktiker/innen zunächst Einzelgespräche mit allen Teilnehmenden. Es braucht eine sorgfältige, individuelle Vorbereitung, bevor es zu einem direkten Gespräch zwischen Opfern und Tatverantwortlichen kommt.

Mögliche Vorteile eines Opfer-Täter Dialogs für Betroffene:

  • Ermächtigung: Betroffene haben die Möglichkeit, aktiv am Prozess teilzunehmen und ein Gefühl der Kontrolle über ihre eigene Geschichte zurückzugewinnen.
  • Selbstausdruck: Der Dialog schafft eine direkte und persönliche Kommunikationsmöglichkeit, in der Betroffene ihre Emotionen, Sorgen und Fragen in einem geschützten Rahmen äussern können.
  • Abschluss finden: Betroffene können ein tieferes Verständnis für die Beweggründe der tatverantwortlichen Person entwickeln, was ihnen helfen kann, einen Abschluss mit dem Erlebten zu finden.
  • Anerkennung erfahren: Die erlittene Erfahrung wird anerkannt und gewürdigt – ein wesentlicher Schritt im Heilungsprozess.
  • Weitergehen: Ein Dialog ermöglicht es den Opfern, ihre Bedürfnisse nach Abschluss auszudrücken, und bietet beiden Parteien eine Plattform, um gemeinsam Wege zu erkunden, wie sie mit der Situation auf konstruktive Weise umgehen und eine positive Zukunft gestalten können.

RESTAURATIVE KONFERENZEN

RESTAURATIVE KONFERENZEN

Restaurative Konferenzen beziehen sich auf einen Prozess, der einem grösseren Personenkreis die wertvolle Möglichkeit bietet, die Folgen einer Straftat aufzuarbeiten.

  • Ort: Sowohl innerhalb als auch ausserhalb des Gefängnisses.
  • Teilnehmende: Zu den Teilnehmenden gehören die direkt betroffenen Opfer und Tatverantwortlichen sowie ihre Angehörigen oder weitere Personen, die indirekt von der Straftat betroffen sind.
  • Direkter Dialog: Diese Konferenzen finden in einer persönlichen Begegnung statt.

Im Vorfeld der Konferenz treffen die RJ-Praktiker/innen die Teilnehmenden einzeln. Eine sorgfältige, individuelle Vorbereitung ist nötig vor einer Konferenz mit allen Parteien.

RESTAURATIVE DIALOGE

Restaurative Dialoge bieten die Möglichkeit, an einem Gruppenprozess mit anderen Opfern und Tatverantwortlichen teilzunehmen, die nicht direkt mit demselben Verbrechen in Verbindung stehen.

  • Ort: Im Gefängnis
  • Teilnehmende: Opfer und Tatverantwortliche, die nicht miteinander in Verbindung stehen, jedoch einen ähnlichen Schaden erlitten oder verursacht haben.

  • Direkter Dialog: Diese Dialoge finden in persönlichen Gruppensitzungen statt.

  • Sitzungen: 8 Treffen von jeweils 2 Stunden.
  • Gruppengrösse: Maximal 12 Teilnehmer, inkl. RJ-Praktiker/innen

Dieser Ansatz kann nützlich sein, wenn es nicht möglich ist, mit der direkt verantwortlichen Person in einen Prozess einzutreten.

circles

Kreisprozesse können eingesetzt werden, um den Dialog zwischen Parteien in verschiedenen Konstellationen zu erleichtern – sei es unter Einbeziehung von Opfern, Tatverantwortlichen und ihren Unterstützungspersonen oder mit Schwerpunkt auf einer einzelnen Gruppe, um ihnen bei der Verarbeitung ihrer Erfahrungen und Emotionen zu helfen.

Kreisprozesse können als Methode dienen, um eine breitere Gruppe von Menschen in direkte Begegnungen zwischen Opfer und Tatverantwortliche einzubeziehen und so ein integrativeres und unterstützenderes Umfeld zu fördern.

Darüber hinaus können Kreisprozesse genutzt werden, um gezielt mit Gruppen von Opfern und/oder Tatverantwortlichen zu arbeiten und einen strukturierten Raum für Reflexion, Heilung und gegenseitiges Verständnis zu schaffen.

Wie man an restaurativen Prozessen teilnimmt

Wenn Sie an einem der oben genannten restaurativen Verfahren interessiert sind, kontaktieren Sie uns bitte unter swissrjforum@gmail.com. Für weitere Informationen über unsere Dienstleistungen für Tatverantwortliche klicken Sie bitte weiter unten.